Wir waren in der Gruppenarbeit für das Seminar (Unterrichtsszenen vom Schulpraktikum interpretieren) eigentlich zu viert eingeteilt, aber in dem Zoom-Meeting war außer mir nur Sascha. Ich habe sein Gesicht noch nie gesehen, er meins auch nicht, aber unsere Stimmen kannten wir gut von den vorigen Gruppenarbeit. Fast hätten wir das Treffen einfach abgesagt, weil die anderen ja auch nicht gekommen waren. Da sagte er aus heiterem Himmel, komplett ohne Zusammenhang: „Ich bin Atheist.“ Ich war erstmal überfordert, gestresst und auch verwundert. Gespräche über meinen Glauben fallen mir nicht leicht. Aber am Tag davor habe ich aus meinem Gottesdienst die Challenge mitgenommen, andere zu „segnen“. Also wirklich mit Gebet und so. War das vielleicht meine Chance? Das hat mich erstmal ganz schön schwitzen lassen. Ich habe vorsichtig ein paar Sätze rausbekommen, dass ich Christ sei und was das für mich bedeute. Nach und nach entwickelte sich dann aber ein echt interessantes und persönliches Gespräch in diesem Zoom-Raum, wo wir eigentlich an unserem Projekt arbeiten wollten. Es war ein richtig wertvoller Austausch, obwohl oder gerade weil wir uns überhaupt nicht kennen, nicht mal wissen, wie wir aussehen. Aber der winzige Kontakt über das Onlineformat hat schon ausgereicht.
Dann kam irgendwann doch noch eine weitere Kommilitonen zu unserem Treffen. Als sie fragte, wie weit wir gekommen seien, mussten wir passen. Wir hatten die ganze Zeit über den Glauben gesprochen. Am Ende wünschte ich Sascha dann (mit viel Überwindung) Gottes Segen. Irgendwie wollte ich den Impuls aus der Predigt doch noch nutzen. Zu meiner Überraschung freute er sich. Er wünschte mir sogar auch Gottes Segen zurück!
Obwohl mich solche Gespräche sehr herausfordern, war es am Ende sehr locker und entspannt. Ich habe mich voll darüber gefreut, dass Gott mir solche Situationen schenkt und ich nichts selbst erzeugen muss. Dadurch bin ich jetzt viel offener geworden, mit irgendwelchen Menschen über Gott und meinen Glauben zu reden.