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ALLES IN LIEBE – GEDANKEN ZUR JAHRESLOSUNG ’24

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Diesen Vers setzt Paulus quasi als Fazit unter seinen Brief an die gemeinde in Korinth. Schon eine ziemlich krasse Forderung, finde ich. Alles, was wir tun, soll in Liebe geschehen! Ist das nicht ein bisschen unrealistisch? Und was soll das eigentlich bedeuten – „in Liebe“? Paulus meint ja wohl nicht, dass ich Schmetterlinge im Bauch haben soll, wenn ich mir gerade einen Kaffee gekocht habe, oder?
Ich glaube, die Liebe, von der Paulus hier schreibt, hat mit unserer modernen „Hollywood-Liebe“ ziemlich wenig zu tun. Wenn ich mir Filme anschaue, aktuelle Hits im Radio höre oder sogar, wenn ich politische Debatten verfolge, begegnet mir ein ziemlich verkürztes Bild von Liebe (und fast immer ist sie sexuell konnotiert). Aber nicht überall passt das. Als Linguist frage ich mich manchmal, ob das auch damit zu tun hat, dass wir im Deutschen (und auch im Englischen) das Wort „Liebe“ für miteinander verwandte, aber doch ganz verschiedene Konzepte verwenden? Es geht zwar immer (positiv) um Beziehung, aber je nach Personenkonstellation sieht die doch ziemlich unterschiedlich aus. Wir reden von Liebe zwischen Ehepartnern und von Liebe zwischen Eltern und Kindern. Ist das wirklich dasselbe? (Ich empfehle, dazu mal das Buch „The four loves“ von C.S. Lewis zu lesen!)
Praktischerweise liefert Paulus im ersten Korintherbrief eine Erklärung mit, wie Liebe für ihn aussieht. Im letzten Jahr bin ich bei der Vorbereitung eines Inputs auf das hebräische Wort chesed gestoßen, das u.A. mit Liebe übersetzt werden kann. Dabei drückt es aber noch viel umfassender die positive Haltung gegenüber einer Person aus, als wir das im Deutschen in einem einzelnen Wort können. Mir scheint es fast so, als wollte Paulus seinen Geschwistern in Korinth (und uns heute?) eine ausführliche Übersetzung und Erklärung seines (jüdischen) Verständnisses von Liebe geben:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
1.Kor,13, 4-8 (LUT)

Was bedeutet das für unseren Vers vom Anfang? Ich möchte einmal versuchen, ein paar Grundsätze für ein Handeln in Liebe zu geben:
Sei geduldig mit deinen Mitmenschen, zeige ehrliches Interesse an ihnen. In Diskussionen sollst du niemandem deine Meinung aufzwingen oder dich selbst darstellen. Tritt die Gefühle von Anderen nicht mit Füßen, auch wenn du sie nicht immer nachvollziehen kannst. Schaue auf das Positive, werde nicht zynisch und verbittert, sondern sei bereit, Fehler zu vergeben. Sei nicht schadenfroh, sondern hilfsbereit. Mache deine positive Grundeinstellung gegenüber den Menschen nicht von irgendwelchen temporären Gegebenheiten abhängig, denn echte Liebe ist ewig.
Wusstest du, dass diese Liebe in der Bibel als eine der Grundeigenschaften Gottes vorgestellt wird? Sowohl die chesed-Liebe im AT, als auch die griechischen Entsprechungen im NT! Da wundert es mich auch gar nicht, dass es einige Parallelen zwischen Paulus‘ Liebe im Korintherbrief und den „Früchten des Geistes“ in Galater 5,22 gibt. Ich denke, das ist auch das „Geheimnis“, wie christliche Liebe weder eine wackelige, emotionale Angelegenheit bleibt, noch zu einer steifen religiösen Pflicht wird: Wenn Gott durch seinen Heiligen Geist in mir lebt, wächst auch in mir seine Liebe. Und die wirkt sich dann auf mein Umfeld aus! Ich will meine Überlegungen zur Jahreslosung 2024 mit einem weiteren Bibelvers abschließen:

Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
1.Joh 4,19

 

Übrigens: Das Motto von Campus für Christus (wozu auch Connect gehört) ist „REFLECTING GODS LOVE“. Passt ganz gut zur Jahreslosung, oder? Schau doch mal bei den verschiedenen Ministries vorbei und lass dich inspirieren, wie das bei uns ganz konkret aussieht! Vielleicht denkst du ja sogar darüber nach, bei uns mitzuarbeiten?

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Picture of Martin Böngeler

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